Janos Sugar

Künstler, Budapest

Während des Kalten Krieges bestand die wichtigste Botschaft der Kultur darin, Freiheit zu demonstrieren, und bekanntlich hat die Kunst diese Freiheit in ganz neue Richtungen gelenkt, unter anderem hin zur medialen/gesellschaftlichen/politischen/globalen Bewusstheit. Der Kalte Krieg ist vorbei, die Krise ist da, und die Ideologie der Offenheit wird zunehmend durch Kontrolle ersetzt. In der Politik gibt es einen Wandel der allgemeinen Einstellung gegenüber Kunst und Kultur: Politiker sind sich der Bedeutung beider bewusst, aber zugleich missverstehen sie sie auch. Sie wollen einfach mehr Kontrolle über die einflussreiche Schicht der Kreativen ausüben und haben daher eine Kreativindustrie vor Augen, die wie andere wichtige Bereiche der nationalen Wirtschaft (Militär, Energieversorgung) steuerbar werden muss, sodass man auf ihren verschiedenen Registern spielen kann. Die kritische Kompetenz der Kunst wird von Populisten überall und in vielen lokalen Dialekten infrage gestellt. Kunst ist das letzte Refugium der freien Rede, die es vor allem anderen zu beschützen und zu bewahren gilt. Lösungen für die Probleme der Zukunft werden sich nur finden, wenn wir über diese Freiheit sorgsam wachen.

 

 

Quelle: P/Act for Art: Berlin Biennale Zeitung

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10. Berlin Biennale