Natascha Sadr Haghighian

Berlin

die proteste der letzten zeit haben dem unbefleckten image berlins als die neue kulturhauptstadt erheblichen schaden zugefügt. eine initiative, die nun im darauffolgenden die künstler berlins auffordert, statements (300–400 wörter) bezüglich der situation abzugeben, ähnelt einer neoliberalen meinungsumfrage, angewandt auf das entstandene problem. eine solche umfrage dient nicht dazu, den eigentlichen politischen ansatz in der kulturpolitik zu verändern, sondern bedient vor allem diejenigen offiziellen kulturakteure und institutionen berlins, die ihre imagepolitik aufpolieren wollen und müssen. es suggeriert ein partizipatorisches modell, während es in wirklichkeit der korrektur der corporate identity dieser akteure und institutionen dient, die an einer authentischen stimme, auch genannt öffentlichkeit (in diesem fall »die künstler«), maß nimmt, um den ausverkauf von berlins kulturellem leben erfolgreicher verkaufen zu können. aus diesem grund bin ich nicht bereit, die von der berlin biennale gestellten fragen zu beantworten oder ein statement darüber abzugeben, was künstler wollen oder nicht wollen.

 

 

Quelle: P/Act for Art: Berlin Biennale Zeitung

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10. Berlin Biennale