Nicole Hackert

Galeristin,  Berlin

1

Kunst, die sich bewusst »in Debatten einmischt …«, empfinde ich als unerträglich. Kunst ist an sich asozial, und darin liegt ihr (meinetwegen auch gesellschafts-)veränderndes Potenzial.

 

2

Das ist schlecht.

 

3

Dafür fehlt mir gerade die Vision.

 

4

Werden Fördergelder nicht immer aus Repräsentationsbedürfnissen zur Verfügung gestellt? Solange nicht ganz explizit eine Partei dahinter steht … take the money and run.

 

5

Der »kommerzielle Sektor« des Betriebssystems Kunst ist und war in postfeudalen Zeiten immer »mitverantwortlich« für einen Wettbewerb unter Künstlern und Künstlerinnen und damit – Gott sei es gedankt – mitverantwortlich für die meisten künstlerischen Ausnahmewerke der bildenden Kunst. Alles andere zu behaupten ist entweder naiv, utopisch oder verlogen.

 

6

Das tun sie doch ständig, solange es ihren Künstlern nützt.

 

7

Keine.

 

8

Weiß ich nicht.

 

9

Deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen.

 

10

Sind nicht gerade eine Menge internationaler KunstproduzentenInnen in die Ausstellung based in Berlin und damit in die Debatte eingebunden worden? … ausgewählt von vielen, nicht in Berlin lebenden internationalen KuratorInnen?

 

Aus dem Fragenkatalog schwappt so eine mir sehr unangenehme Tendenz zur Reglementierung, aus der meiner Meinung nach weder in Berlin noch sonstwo in der Welt gute Kunst entstehen kann. Kunst entsteht aus einem Höchstmaß an Egomanie. Gespräche unter Künstlern – nennt es Diskurs – finden in Bars und Clubs statt, die diese selbst für sich entdecken – meist da, wo die Getränke bezahlbar sind. Diese Möglichkeiten und Freiheiten hat Berlin, nicht zuletzt durch bezahlbare Mieten und vorhandenen Atelierraum, in den letzten Dekaden geboten. Aus einem unter anderem dadurch enstandenen Höchstmaß an Freiheit ist also eine Kunstszene hervorgegangen, die in der Welt ihresgleichen sucht. Jegliche Versuche, diese besonderen Bedingungen nun künstlich zu zementieren oder institutionalisieren, gingen meiner Meinung nach mit einem Verlust an Kunst (die, die rockt und bleibt) einher.

 

 

Quelle: P/Act for Art: Berlin Biennale Zeitung

Kommentare

  1. Paul Deters

    Seltsame Fragen – gute Antworten.
    Vertrauen in Kunstinstitutionen? Was ist das? Zur Durchsetzung von künstlerischen Positionen gibt es kaum erfolgversprechende Strategien, die jenseits der Etablierung durch finanzkräftige Galerien operieren und der Markt profitiert von kapitalistischen Formen der Geldwäsche.

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