Stellungnahme zur Absage des Events von Brimboria Institute

von Artur Żmijewski

Max Upravitelev und Tom Rodig wurden eingeladen, die Veranstaltung mit dem Titel „Ein Abend ohne Christian Worch“ zu organisieren.

 

Ich habe Tom und Max in Leipzig während der Vorbereitungen zur 7. Berlin Biennale getroffen. Wir sprachen über die Bedrohung durch Nazis in Ostdeutschland und die langsam zunehmenden pro-rechtsradikalen Tendenzen in der deutschen Bevölkerung. Brimboria entwickelt Strategien, die von Nazis organisierte Veranstaltungen diskreditieren können. Sie arbeiten mit der „Apfelfront“ zusammen, die offen mit radikalen rechten Gruppen interagieren. Sie dringen in deren Demonstrationen ein, um ihre Kraft zu schwächen. Sie reflektieren auch permanent die soziale Situation und die Strategien des Kampfes gegen wachsende pro-rechtsradikale Tendenzen.

Nach dem Gespräch habe ich beschlossen, dass es wichtig sei, dass die Vertreter des Brimboria Instituts ihre Positionen und Methoden im Rahmen der 7. Berlin Biennale präsentieren. Sie haben für die 7. Berlin Biennale ein „Nicht-Treffen“ mit Christian Worch, eine der Figuren der rechtsradikalen Szene, vorgeschlagen. Da war die Idee das Böse zu berühren – nicht direkt – und über die Bedrohung radikaler Gruppen und jener, die gegen Nazis kämpfen, zu sprechen: Antifa, Brimboria, Apfelfront und so weiter. Die Konsequenz der „Nicht-Einladung“ für Worch war, dass er Tom und Max kontaktierte und sein Interesse ausdrückte, an der Veranstaltung teilzunehmen. Das ist sein Recht in einem demokratischen System, das Deutschland noch immer ist. So wie ich die Entwicklung der Situation verstehe, wollten Tom und Max das Treffen kontrollieren und planten mit Worch zu kommen und ihn nach ihrer Präsentation zu Wort kommen zu lassen. Die Moderation sollte Alf Thum übernehmen. Auf diesem Wege wäre das Gespräch kontrolliert worden.

 

Auf Grund der Entscheidung von Gabriele Horn, Direktorin der KW Institute for Contemporary Art, kann dies nun nicht geschehen. Sie entschied die Veranstaltung abzusagen. Das offenbart die Grenzen kuratorischer und künstlerischer Freiheit.

 

Meiner Meinung nach spielen Tom und Max nicht die noblen Leute, die Distanz zu sozialen und politischen Risiken halten. Sie sind bereit sich selbst sogar mit den Leuten zu konfrontieren, die eine menschenverachtende Ideologie repräsentieren. Aber ihre Veranstaltung wurde im allerletzten Moment aus dem Programm der 7. Berlin Biennale genommen. Sie haben symbolische Macht verloren, die ihren Einsatz hätte unterstützen können.

Es ist schwierig das Treffen „ohne Nazi“ zu verteidigen, weil diese Radikalen gegen Menschlichkeit, gegen demokratische und konstitutionelle Werte sind. Aber die Absage solch einer Veranstaltung trifft direkt die Menschen, die gegen radikale Gruppen kämpfen. Sie können sich nicht auf die Institution verlassen – sie können nur auf den Straßen kämpfen, was man ihnen während des Treffens in den KW, auf dem die Veranstaltung abgesagt wurde, tatsächlich vorgeschlagen hat. Wir haben sie allein gelassen mit dem Problem, wir werden uns die Hände nicht schmutzig machen durch den Kontakt mit Leuten, die schlechte Werte repräsentieren, wir bevorzugen es, uns selbst zu bestätigen, wie nobel und gut wir sind und wie moralisch unser Programm ist.

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10. Berlin Biennale