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Wintermantel, Wolle, Pelzbesatz; 1941; Schenkung Dorette Poland

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Gästebuch des Ehepaars Weißhuhn in Groß-Glockersdorf bei Troppau, Maschinenbütten, Kalbleder; 1922–1946; Ankauf

Stück für Stück erinnern. Erste Objekte für die künftige Ausstellung

Projekt in Zusammenarbeit mit der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung (SFVV)

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg verließen Millionen Deutsche Regionen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, die von deutschen Truppen besetzt worden waren, zuvor zu Deutschland gehört hatten oder eine deutsche oder gemischte Bevölkerung aufwiesen. Betroffen waren auch Gebiete, aus denen das nationalsozialistische Deutschland die einheimische Bevölkerung vertrieben und Deutsche angesiedelt hatte. Manche flohen, andere wurden umgesiedelt. In der deutschen Geschichtspolitik werden diese Bewegungen „Flucht und Vertreibung” genannt, und Betroffene heißen „Vertriebene”.

 

Dieses Thema wird, seit Deutschland es aufbrachte, im europäischen Kontext mit großer Sensibilität verfolgt. Die Idee, in Berlin ein Zentrum zum Gedenken dieser Vertreibungen zu errichten, entfachte eine hitzige Debatte über historischen Revisionismus, die Gefahr einer Dekontextualisierung von Vergangenheit und Fragen rund um die Kultivierung nationaler Narrative. Nach vielen historischen und politischen Diskussionen wurde 2008 auf Beschluss des Deutschen Bundestags die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung gegründet, die 2016 in Berlin ein Ausstellungs-, Dokumentations- und Informationszentrum eröffnen wird.

 

Standort wird das stark umgebaute Deutschlandhaus sein, in Laufweite vom Anhalter Bahnhof und einiger Denkmäler wie der Topographie des Terrors und Überresten der Berliner Mauer. Fragen nach Geschichtspolitiken, Strategien des Gedenkens, des Aufbaus einer Zukunft mittels Interpretationen der Vergangenheit, nach den politischen Codes, die Geschichte bergen, und Versuche, alternative Narrationen einzuführen, sind wichtige Themen der 7. Berlin Biennale. Deshalb luden wir das kuratorische Team der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung ein, ein Projekt zu präsentieren. Gezeigt wird eine Auswahl der Objekte aus ihrer Sammlung, gestiftet von Deutschen, die das Land, in dem sie lebten, verlassen haben (oder von deren Nachfahren).

 

Durch die „Benutzung” von Geschichte lässt sich Zukunft gestalten und der Diskurs über die deutsche Identität beeinflussen. Wir wollen diesen Prozess nicht aus sicherer Distanz betrachten; wir ziehen es vor, nah dran zu sein.

 

von Artur Żmijewski, Joanna Warsza und Zofia Waślicka

 

 

Deutschlandhaus

Das heute als Deutschlandhaus bekannte Gebäude wurde 1926 als Ostflügel des angrenzenden Europahauses gebaut. Mehr >

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Deutschlandhaus

Stresemannstraße 90, 10963 BerlinMehr >

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10. Berlin Biennale