An der Kunst scheiden sich die Geister

 

Es ist die ureigene Aufgabe der Kunst, Strömungen in der Gesellschaft aufzunehmen und mit ihren Mitteln aufzuzeigen.

 

Ganz besonders ist das der Fall bei politischer Kunst, und im besten Fall ist sie gelungen, wenn sie zu heftigen Diskussionen führt. Diskussionen wohlgemerkt, und nicht zu „fast tätlichen Angriffen auf die Künstlerin“ (Pressestelle der Biennale) oder auf das Kunstwerk.

 

In Berlin wurden wiederholt mit dem Faktor Kunst ganze Stadtteile aufgewertet - das wird von Gewerbetreibenden und Politikern gern angenommen. Spielt die Kunst jedoch nicht mit, sondern sperrt sich gegen die kommerzielle Vereinnahmung, wird sie schnell fallengelassen.

 

Vergessen wir nicht, dass der Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck, selbst ein Vertreter der Politkunst ist, und mit seinen bissigen, systemkritischen Plakaten oft zu Kontroversen geführt hat.

 

Meist aber verliert sich im zunehmenden Alter die Angriffslust auf die herrschenden Systeme, man ist satt und ein wenig müde vom Kampf. Deswegen sind immer die nachwachsenden Künstler gefragt, die Tradition fortzuführen, und der Künstlerin Nada Prlja gelingt mit einer einzigen Wand, die gefährliche, ganz nah unter der Oberfläche liegende Mauer in den Köpfen der Menschen aufzuzeigen.

 

Es werden gefährliche Begriffe wie „Getto“ in die Runde geworfen, eindeutig ein polemischer, demagogischer Begriff, der sehr gerne von den Medien verbreitet wird, und gegen den sich Anwohner zu Recht wehren. Nicht die Künstlerin aber, sondern Gegenkräfte entwarfen dieses Bild einer Gettoisierung.

 

Warum konfrontiert man die Künstlerin mit aufgebrachten Geschäftsleuten und zwingt ihr ein Zugeständnis auf den Abbau  der Installation ab? (laut TAZ) Wenn der Hauptpunkt jetzt die fehlende Information der Anwohner ist, sollten die politisch Verantwortlichen und Organisatoren auf die Bühne treten.

 

Der Inhaber des Motzladens begrüßt die Installation. Nach seiner Aussage ist er von allen Medien und Parteien zum Thema befragt worden, wurde aber leider in keinem Presseartikel erwähnt. Hier kamen nur die gegnerischen Stimmen zum tragen.

 

Für die leidenden Gewerbetreibenden ein hilfreicher Tipp: Der Umsatzeinbruch wegen der Straßensperrung kann steuerlich berücksichtigt werden, wenn die Einbuße anhand von Vorjahreszahlen nachgewiesen werden kann.

 

von MM und HH, Anwohnerinnen

„Peace Wall” von Nada Prlja

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In der Friedrichstraße steht eine Mauer. Endlich sind wir auf dem Weg, Frieden zu stiften. Mehr >

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