Flammen in ihren Köpfen

Igor Stokfiszewski

Am 12. Januar startete der tschechische Künstler Martin Zet als Teil der 7. Berlin Biennale das Projekt "Deutschland schafft es ab" in Berlin. Die Arbeit richtet sich gegen die Botschaft in dem viel diskutierten Buch Deutschland schafft sich ab von Thilo Sarrazin. 2010 veröffentlichte Sarrazin – ein 67jähriger Finanzbeamter, SPD-Politiker und ehemaliges Vorstandsmitglied der Bundesbank – ein umfangreiches Manifest, das das Projekt des deutschen Multikulturalismus, die Politik des deutschen Sozialstaats und dessen Einwanderungspolitik, nicht darauf anlegt, Einwanderer in die lokale Kultur zu integrieren, scharf kritisierte.

 

Zet verkündete, dass er das Sarrazin-Buch gern von denjenigen Lesern einsammeln würde, die es loswerden möchten. Im Laufe der 7. Berlin Biennale wird der Künstler die eingesammelten Exemplare für eine Installation in den Ausstellungsräumen der KW Institute for Contemporary Art nutzen. Die Form der Installation hängt dabei von der Anzahl eingesammelter Bücher ab und Zet möchte deren zukünftiges Schicksal gemeinsam mit dem Publikum beschließen. Die Biennale hat ein Poster entworfen, das die Menschen dazu einlädt, ihre Exemplare des Buches dem Künstler zur Verfügung zu stellen und sie ist darüber hinaus mit einer Reihe Berliner Kulturinstitutionen in Kontakt getreten, die sich nun insofern an dem Projekt beteiligen, als sie in ihren Häusern Buchsammelcontainer aufgestellt haben. Schließlich wurde das Projekt veröffentlicht und offiziell gestartet. Und … so hat Alles begonnen:

 

Zuerst mehrten sich die Stimmen nur im Internet, dann gab es auch in der Presse Anspielungen darauf, dass es sich sowohl bei dem tschechischen Künstler, als auch bei den Kuratoren der Biennale und den Angestellten der KW Institute for Contemporary Art um Crypto-Nazis handele, deren Aktionen auf die Bücherverbrennungen durch die Nazis in den 1930er Jahren bezögen. Mehrere Telefonanrufe forderten nach einer Erklärung. Als Reaktion veröffentlichten die Biennale-Organisatoren ein Statement, in dem sie eine kurzgefasst Beschreibung von Zets Projekt formulierten und besonders das Recht betonten, gegenüber Sarrazins Manifest und der darin enthaltenen gesellschaftlichen Polarisierung und negativen Einstellung gegenüber der Einwanderung auf künstlerische Weise und gemeinsam mit der Öffentlichkeit Widerstand zu leisten – wozu auch die Rolle der Menschen gehört, zu entscheiden, was später mit den Büchern geschehen soll, die in die Arbeit einfließen.

 

Mir scheint, als wären in all dieser Verwirrung drei grundlegende Punkte verloren gegangen: 1. die Absichten des Künstlers und der Biennale-Kuratoren, die das Wesen des Projektes ausmachen; 2. die demokratische Mobilisierung autonomer Subjekte als der treibenden Kraft hinter und Bedingung für dessen Realisierung; 3. die Arbeit selbst, die sich im Kern ihrer Polemik gegen fremdenfeindliche und rassistische Botschaften richtet.

 

Die Diskussion um Zets Vorschlag darf nicht von den Fantasien Anderer kolonisiert werden – von den Flammen in den Köpfen derer, die sofort jegliche Lesart des Kunstwerks unter das argumentum ad Hitlerum subsumieren, während die Initiatoren und Beteiligten von der immanenten Welt der eigenen Paranoia erpresst werden. Die Diskussion sollte vielmehr innerhalb eines Rahmens stattfinden, den man am einfachsten als die Wahrheit bezeichnet könnte und der aus folgenden Punkten besteht: den wahren Intentionen des Künstlers; den tatsächlichen Intentionen der Kuratoren und, schlicht, der Thematik des Projekts "Deutschland schafft es ab".

 

Zet richtet sich gegen die fremdenfeindliche und rassistische Botschaft aus Sarrazins Buch. Aus diesem Grund hat er eine Aktion vorgeschlagen, mit der die existierende Anzahl der sich in Umlauf befindenden Exemplare reduziert werden kann. Diese Idee steht mit dem allgemeinen Thema der Biennale in Verbindung, demgemäß künstlerische Aktionen sich darauf konzentrieren sollten, eine echte Wirkung in der Wirklichkeit zu erzielen und Möglichkeiten schaffen sollten, diese nachhaltig zu verändern.

 

Außerdem bezieht sich das Projekt des tschechischen Künstlers auf eine kollektive Mobilisierung, und Erfolg oder Scheitern der Arbeit hängt davon ab, wie diese ausfällt. Mit anderen Worten, es hängt von der deutschen Gesellschaft ab, wie viele Exemplare von Sarrazins Buch Zet am Ende haben wird und wie viele davon auf dem Markt oder in privaten Bücherregalen bleiben werden. Der Künstler beabsichtigt, auf einen direkten demokratischen Prozess und Bürgerentscheidungen zu verweisen, die von vollkommen autonomen Subjekten getroffen werden. Diese Absicht steht wiederum mit den Themen der Biennale in Verbindung, darauf angelegt, die Demokratie wieder zu beleben und die direkte, bürgerliche Partizipation bei der Entwicklung kollektiver Meinungen und Entscheidungen zu erhöhen, die das gemeinschaftliche Leben prägen. Genauso, wie sich der Kauf des Sarrazin-Buches als eine individuelle Geste verstehen lässt, mit der dessen Thesen möglicherweise beigepflichtet werden soll (für viele Kommentatoren galt die Tatsache, dass sich das Buch mehr als 1,5 Millionen mal verkaufte als Zeichen der gesellschaftlichen Zustimmung zu dessen Thesen), so wird das Weggeben des Buches eine Geste der Ablehnung derselben Thesen darstellen – und das verstehe ich als einen Schritt in Richtung Selbstermächtigung. Der Erfolg des Projektes hängt nicht von dem Willen des Künstlers ab, sondern von den autonom gefällten Entscheidungen freier Individuen. Ich bin festen Glaubens, dass der Angriff auf Zet, die Kuratoren der Berlin Biennale und die KW Institute for Contemporary Art in Wirklichkeit ein Angriff auf eine Art der Kunst ist, die die kollektive Realität dadurch verändern möchte, indem sie auf das Phänomen einer lebendigen Demokratie und das individuelle Engagement freier Menschen im Hinblick auf die Ausgestaltung eines kollektiven Lebensraumes abstellt.

 

Schließlich scheint mir, dass inmitten der Verwirrung auch vergessen wurde, dass Sarrazins Position nach starkem und unermüdlichem Widerstand ruft. Das Publikum mit den „Flammen in ihren Köpfen“ zu hypnotisieren, ändert nichts an der Tatsache, dass eine Philosophie, die behauptet, Intelligenz sei genetisch determiniert und welche nicht nur den Ausschluss „unproduktiver“ Einwanderer von sozialstaatlichen Strukturen rechtfertigt, sondern auch die Demontage sozialstaatlicher Mechanismen selbst, die soziale Schere weiter öffnet und gerade die atomisierenden Tendenzen stärkt, welche die Achillesferse liberaler Demokratien darstellen. So etwas zerstört die menschlichen Beziehungen (so verletzlich sie bereits sind), gleichfalls auf Mikro- und Makroebene der Gesellschaft und, in Konsequenz, unterstützt die Entwicklung von Individuen, die sich besonders durch Misstrauen, Konfliktträchtigkeit und eine aggressive Grundeinstellung auszeichnen. Es wäre besser, die einfache Wahrheit anzuerkennen, dass jede Position, die die freie Marktwirtschaft weiter unterstützt und rassistisch und kulturell geprägte Konflikte innerhalb der Gesellschaft schürt, uns unaufhaltsam an einen Abgrund bringt, hin zur Zerstörung aller dauerhaften, gemeinschaftlichen Bündnisse und Beziehungen, und damit in ein Leben aus Einsamkeit, Hass und Erniedrigung.

 

In seinem Buch Deutschland schafft sich ab schreibt Sarrazin, dass die von islamischen Immigranten repräsentierten Sozialstrukturen unter kultureller und zivilisatorischer Betrachtungsweise einen Rückschritt repräsentieren. Als Ergebnis wäre es vielleicht ratsam, wir erinnern uns noch einmal an die ethischen Grundlagen einer dauerhaft und nachhaltig entwickelten Bürgerlichkeit, die stark gegen Sarrazins Thesen sprechen. Diese Grundlagen erlauben ein ganz fundamentales Fazit: Dass alle Menschen, egal wer sie sind und woher sie kommen – ob dumm oder weise, Faulenzer oder Workaholic und ob sie nun für dieses oder jenes „gesellschaftliche Muster“ stehen – die Möglichkeit haben müssen, ihre menschlichen Grundbedürfnisse und Wünsche zu erfüllen: den Bedarf an Lebensmitteln und Heim, die Möglichkeit ihren Träumen und Zielen nach zu gehen, zu lieben und geliebt zu werden, und, last but not least, auch keine körperliche oder geistige Verletzung erfahren dürfen sowie frei nach ihren eigenen Werten zu leben. Im weitesten Sinne bezieht sich Zets Projekt – im Gegenteil zu Sarrazins Ansatz – auf diesen ethischen Lebenskodex. Aus diesem Grund verdient es unsere aufrichtige Unterstützung. Darum sollten wir es gegenüber den Flammen in unseren Köpfen verteidigen und ein Exemplar des Buches Deutschland schafft sich ab beisteuern. Denn da lohnt sich die Abschaffung wirklich.

7-berlin-biennale-sarazzin

Kommentare

  1. Gudrun Eussner

    “Die Form der Installation hängt dabei von der Anzahl eingesammelter Bücher ab und Zet möchte deren zukünftiges Schicksal gemeinsam mit dem Publikum beschließen.”

    Die Art der Beseitigung unliebsamer Bücher, um das nicht gleich Bücherverbrennung zu nenen, wird also neuerdings demokratisch beschlossen? Daß der Künstler und Sie nichts Konstruktives mit den Büchern vorhaben, geht aus dem Titel hervor: “Deutschland schafft es ab.” Es geht nur noch darum, wie. Alles, was Sie hier veröffentlichen, “Flammen in ihren Köpfen” etc. zeigt, daß Sie nicht einmal von weitem ahnen, was Sie da im Schilde führen.

  2. kowalski

    Weiss er überhaupt was Sarrazin geschrieben hat?Und wovon lebt dieser Künstler?
    Kunst hies vor 1968 mal etwas schönes herstellen!

  3. Reffke

    Reffke
    22.01.2012 um 01:28
    Der Tcheche Martin Zet hat offenbar weder die Bücher von Václav Havel noch das von Thilo Sarrazin gelesen, schlimm sowas:
    er bezieht sich nämlich garnicht inhaltlich auf Sarrazin, sondern einfältig immaginär, bedient so die niedrigsten Instinkte des linken Plebs, der nur weiter leben kann, wenn man seine Lebenslüge nicht entlarvt… Pfui, Buh, Igit!
    Ich kann ihm nur raten wenigstens das Essay “Versuch, in der Wahrheit zu leben” zu lesen:
    Der Rufmord an Sarrazin ist beänstigend und beispiellos, aber auch mit der Dämonisierung von weilen Biermann, Havemann oder eben Václav Havel zu vergleichen: die Bonzen haben sie auch nicht gelesen… komisch…
    Mit konditionierten Reflex bellen die Pavlovschen Hunde, die “linken” Medien reduzieren ihr kritisches Urteil auf linientreues Papalapap, ein ideologiosches 1×1, das heute nichtmal mehr zur Milchmädchenrechnung taugt und trampeln im Gleichschritt: Marsch!
    Ich bin erschüttert über die Gedankenlosigkeit der Organisatoren der Berliner Biennale, nutzen sie die Chance, sich rechtzeitig zu besinnen!
    Zitat:
    “Havels Werke wurden nur noch durch verbotene Selbstdrucke und Abschriften verbreitet. Erneut klaffte der Abgrund zwischen selbst gewähltem Lebensinhalt und totalitärem System auf. Doch die Okkupation der Tschechoslowakei hatte den Westen sensibilisiert. Havel als Vertreter der unabhängigen tschechoslowakischen Kultur fand bei westlichen Bühnen und Verlagen Beachtung.
    Im eigenen Land wurde dagegen auch die leiseste unabhängige Äußerung im Keim erstickt. 1976 schritten die Behörden gegen die Rockgruppe „The Plastic People of the Universe“ ein. Ivan Martin Jirous, der Manager der Gruppe, und die Musiker wurden vor Gericht gestellt. Bei Václav Havel schellten die Alarmglocken. Denn hier handelte es nicht darum, dass die Machthaber einen politischen Gegner zum Schweigen bringen wollten. Die unkonventionellen, langhaarigen Musiker waren gänzlich unpolitisch. Sie wollten nichts weiter, als die Musik spielen, die ihnen gefiel.
    Václav Havel verstand die Repressionen gegen die Gruppe „The Plastic People of the Universe“ als einen Angriff, der das Leben selbst bis ins Mark traf. Und das gehe alle etwas an, fand Havel, denn die Freiheit sei unteilbar. Er mobilisierte Unterstützung für die Plastic People. Der Prozess gegen die Rockgruppe wurde so zum Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die Charta 77 erblickte das Licht der Welt. Havel wurde einer ihrer Sprecher. Das Dokument forderte die Einhaltung der Menschenrechte und der bürgerlichen Grundfreiheiten. Die Charta 77 pochte dabei lediglich darauf, die geltenden Gesetze zu respektieren. Die Unterzeichner nahmen die Regierenden beim Wort und entlarvten so das formale Rechtssystem als bloßen Schein. Sie demaskierten den Unrechtsstaat. Sie zeigten mit dem ausgestreckten Finger auf des Kaisers neue Kleider und riefen: „Der Kaiser ist nackt.“
    Zitat Ende
    http://www.radio.cz/de/rubrik/geschichte/des-kaisers-neue-kleider-vaclav-havel-und-das-leben-in-wahrheit

  4. Carlos Spicywiener

    Stokfiszewski sollte weniger fantasieren sondern sich islamische Länder ansehen.

    Sarrazin schreibe, Zitat Stokfiszewski “dass die von islamischen Immigranten repräsentierten Sozialstrukturen unter kultureller und zivilisatorischer Betrachtungsweise einen Rückschritt repräsentieren. Als Ergebnis wäre es vielleicht ratsam, wir erinnern uns noch einmal an die ethischen Grundlagen einer dauerhaft und nachhaltig entwickelten Bürgerlichkeit, die stark gegen Sarrazins Thesen sprechen.”

    Islam ist Unterwerfung unter eine fabuliert göttliche Gesellschaftsordnung und eben genau das Gegenteil von Bürgerlichkeit. In Ägypten meinen 85%, wer den Islam verläßt, verdient den Tod.

    Islamische, der Kritik sogar bei uns stark entzogene Normen sind der Grund, dass islamische Länder so eine Katastrophe sind, was Freiheit und Menschenrechte angeht. (Autoritäres Denken und ethischer Dualismus). Zu glauben, dass Demokratie kulturelle Vorannahmen so ohne weiteres ändern könne, ist kindlich naiv.

    Die Probleme in der islamischen Kultur und die Dynamik islamischer Einwanderung werden von zwei dutzend zum Teil exmuslimischer Autoren genauestens beschrieben, nur Europas linke Kultur”elite” meint, uns noch mit den “Toleranz hilft” Märchen von vorgestern einlullen zu können. Das kann bald nicht mehr nur mit Blödheit erklärt werden.

    Daniel Greenfield:
    “59 percent of Egyptian Muslims want democracy and 95 percent want Islam to play a large part in politics. 84 percent believe apostates should face the death penalty. That is what Egyptian democracy will look like. A unanimous majority that wants an Islamic state and a bare majority that wants democracy. Which one do you think will win out? A democratic majority of the country supports murdering people in the name of Islam. Mubarak’s government does not execute apostates or adulterers. But a democratic Egypt will. Why? Because it’s the will of the people.
    ..
    The more democratic Egypt becomes, the more its civil rights will diminish. Its rulers will see social issues as an easy way to compromise with the Muslim Brotherhood. As Egypt’s cultural ties to the West diminish, so will its freedoms.

    The Islamists understand this far better than the neo-conservatives. That is why they campaign so ruthlessly against Western culture. They understand that it is cultural assumptions that dictate behavior, more than any law. While we try to export institutions to the Muslim world, they export Muslim culture to us. And they have had far more luck changing us, than we have had changing them.”

    http://sultanknish.blogspot.com/2011/02/what-if-problem-really-is-people.html

  5. Paul Mittelsdorf

    Sehr geehrter Herr Stokfiszewski: 1. Herr Sarrazin hegt keine “negative Einstellung gegenüber der Einwanderung”. Ich weiß, wenn er das tatsächlich tun würde, dann könnte man ihn dafür so schön kritisieren und als Nazi und Rassisten darstellen, aber leider ist Herr Sarrazin nur dafür, die Einwanderung einer schärferen Kontrolle und Auswahl zu unterziehen. So, wie es andere demokratische Länder wie zum Beispiel Kanada auch machen.
    2. Sie schreiben, Sarrazins Buch enthalte eine “fremdenfeindliche und rassistische Botschaft”. Beziehen Sie sich damit auf Ihre haltlose erste Aussage?
    3. Es gibt wissenschaftliche Meinungen, die durchaus davon ausgehen, das Intelligenz vererbt wird. Wenn Sie das nicht gut finden, dann müssen Sie sich bei der Natur oder, im Falle, die Wissenschaftler liegen alle falsch, bei den Wissenschaftlern beschweren. Auf jeden Fall wüßte ich nicht, woher Sie die Kompetenz besitzen, diese wissenschaftliche Fragestellung ein für alle mal rein emotional zu entscheiden und Leute, die anderer Meinung sind, Rassisten zu nennen?
    4. Ihr letzter Abschnitt ist einfach gruslig: “In seinem Buch Deutschland schafft sich ab schreibt Sarrazin, dass die von islamischen Immigranten repräsentierten Sozialstrukturen unter kultureller und zivilisatorischer Betrachtungsweise einen Rückschritt repräsentieren.” Natürlich tun sie das, wenn man zum Beispiel an die verbreitete Unterdrückung der Frau denkt oder den dogmatischen Umgang mit dem Islam, ein Umgang, der weder Humor noch Kritik erlaubt.
    Diese Konfliktpunkte überspringen Sie, denn sie passen nicht so gut in Ihre Argumentation. Diese Lückenhaftigkeit kennzeichnet auch Ihre ethischen Grundlagen: Ich bin zum Beispiel nicht der Meinung, daß jemand, der unsere Sprache nicht lernen möchte und auch keine Lust auf eine Arbeit hat, das Recht besitzt, von der Gesellschaft ernährt und untergebracht zu werden. Was die Lust betrifft, oder das, was Sie “Faulenzer” nennen, bezieht sich diese Aussage natürlich auch auf deutschsprachige Mitbürger.

    Wenn ich die Stellungnahmen lese, die von Herrn Zmijewski, von Herrn Bauer und von Ihnen, dann habe ich den Eindrick, die Biennale ist in der Hand von Antifa und Hausbesetzern.

  6. Uwe

    Es ist keine Kunst zu beweisen, das eine Minderheit der Deutschen die Thesen von Thilo Sarrazin ablehnt.

  7. Jean Baier

    Der Begriff faschistoid kennzeichnet diese Aktion. Und wer “sammelbehälter” aufstellt, um Bücher einzusammeln, damit sie nicht mehr gelesen werden, handelt nach bewährten nazistischen Mustern. Das Argument, man wolle nur die Leute aktivieren, die das Buch loswerden wollen, entspricht den Szenarien, die wir alle kennen. Genauso hat Göbbels die Pogromnacht verharmlost, indem er sagte, das war lediglich der Wille der Bevölkerung. Man fragt sich, ob diese massive Slawisierung der Verantaltung angesichts der sozialistischen Denkmuster nicht zu früh kommt und vermisst das Wirken westlich geprägter Künstler, die historisch sensibler vorgehen.

  8. Jean Baier

    An Igor Stokfiszewski: Sarrazin war kein “Finanzbeamter”, sondern Finanzsenator in Berlin. Den Unterschied zwischen einem Minister und einem Beamten ist Ihnen nicht geläufig. Das kann man von jemand aus dem Osten nicht erwarten. Aber wer sich hier massiv in innenpolitische Diskussionen einbringt, sollte ein Mindestfundus an Politikverständnis mitbringen. Wie schwafeln auch nicht über tschechische oder polnische Literatur.

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