PEACE WALL

VON NADA PRLJa

In der Friedrichstraße steht eine Mauer. Endlich sind wir auf dem Weg, Frieden zu stiften.

Fotos von Michaela Filla, Marta Gornicka, Nada Prlja, Lidia Rossner und Artur Żmijewski.

Die in London lebende Künstlerin Nada Prlja errichtet am Südende der Friedrichstraße in Berlin-Kreuzberg eine „Friedensmauer”. wenn auch assoziationen zur früheren Teilung der Stadt naheliegen, bezieht sich ihr Projekt nicht etwa auf die historische Berliner Mauer, sondern auf die gesellschaftliche Spaltung, die sich heute in der Gegend manifestiert. Die Friedrichstraße ist eine Hauptgeschäftsstraße und eine zentrale Nord-Süd-Achse, die von der Torstraße in Mitte bis zum Halleschen Tor in Kreuzberg verläuft. Vor 1989 war sie von der Mauer in zwei Teile geteilt. Auf einem langen Abschnitt der Straße befinden sich heute wieder schicke Boutiquen und teure Restaurants. Am südlichen Ende aber mündet sie in einen sozialen Problembezirk mit Sozialwohnungen (die sich einmal an der Peripherie Westberlins befanden). Hier ist die arbeitslosenrate hoch und ca. 70 Prozent der Bewohner haben einen Migrationshintergrund. Diese „unsichtbare” Teilung, die heute inmitten der Stadt verläuft, wird durch die Errichtung von Prljas Mauer aufgezeigt. Die Mauer markiert soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten, die existenz von „Parallelwelten” in der Stadt und die Position der Begünstigten beziehungsweise der Unterprivilegierten.

 

Wahrscheinlich überrascht es so auch nicht, dass der Prozess, eine Erlaubnis für das Projekt zu bekommen, von mehreren Interessengruppen und Communities – darunter Schulbehörden sowie private und öffentliche Stimmen – behindert worden ist. Bereits die Stelle, die Prlja für ihre Mauer ausgewählt hat, steht für einen Ort, an dem bestimmte Gruppen ihren Einfluss auf gewisse Entscheidungsprozesse verlieren. Das Projekt konkretisiert den Bedarf, sich für deren Rechte einzusetzen. Es handelt sich zudem um einen Ort, an dem einer der Kämpfe gegen die Gentrifizierung der Stadt missglückt ist. die grenze eröffnet vielfältige refe- renzen: die »Peace Lines« zur Konfliktvermeidung zwischen Republikanern und Loyalisten in Nordirland; die Mauern, die derzeit auf Zypern und im Westjordanland gebaut werden; aber auch die »Gated communities«, die momentan überall auf der Welt entstehen und die Reichen von den Armen trennen. Mit dieser Mauer verweist Prlja auf die bestehende und aktuell zunehmende wirtschaftliche und soziale Segregation in der Stadt.

 

von Joanna Warsza und Artur Żmijewski

 

Nada Prlja ist eine Künstlerin, die sich vor allem mit Kunst im öffentlichen Raum beschäftigt. Sie wurde in Sarajevo geboren, lebt seit 1998 in London und besitzt einen mazedonischen Pass.

 

Kommentare

Der Wirkungsraum? der Peace Wall

Ein Projekt von Anna Maier, Theresa Pommerenke und Undine Spillner Mehr >
Überlegungen über die „Peace Wall”

NADA PRLJA STIMMT DEM ABBAU DER „PEACE WALL“ AM 15. JUNI 2012 ZU

Ursprünglich sollte das Kunstwerk nach Ende der 7. Berlin Biennale am 1. Juli 2012 abgebaut werden. Mehr >
NADA PRLJA STIMMT DEM ABBAU DER „PEACE WALL“ AM 15. JUNI 2012 ZU

An der Kunst scheiden sich die Geister

Ein Kommentar zu Nada Prljas „Peace Wall”. Mehr >
An der Kunst scheiden sich die Geister

„Peace Wall” von Nada Prlja

Ein Videobericht von Lidia Rossner. Mehr >
„Peace Wall” von Nada Prlja
Shop
10. Berlin Biennale